Kunst- und Handelsdünger


Aufgrund der Prognosen des englischen Ökonomen Robert Malthus (1766-1834) glaubte man, dass die Nahrungsmittelproduktion nicht mit dem Wachstum der Bevölkerung Schritt halten könne. Deshalb war die Wissenschaft motiviert, nach Wegen zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Erträge zu suchen. Der deutsche Chemiker und Agronom Justus Liebig, ursprünglich ein Verfechter sogenannter natürlicher Stoffkreisläufe, wurde zum Promotor der Kunstdüngerwirtschaft und der agro-industriellen Landwirtschaft überhaupt.

Ab 1850 kamen in der Schweiz importierte Handels- und Kunstdünger zum Einsatz. Zu den ersten Handelsdüngern gehörte Guano, sedimentierter Vogelmist aus Südamerika, sowie Chilesalpeter. Ab 1865 bezog die Schweizer Landwirtschaft Kalisalze aus deutschen Steinsalzlagerstätten. In den 1860er Jahren begann auch die fabrikmässige Herstellung von Phosphaten, die aus natürlichen Ausgangsstoffen mit Schwefelsäure extrahiert wurden.

Schon 1856 hatten die niederländischen Gebrüder Van Vloten im zürcherischen Marthalen eine Düngerfabrik errichtet. 1876 liess der Engländer Thomas ein Verfahren für einen billigen Dünger auf der Basis von Phosphorsäure patentieren. Bei der Stahlproduktion fällt als Abfallprodukt eine phosphorhaltige Schlacke an, die feingemahlen zum Kauf angeboten wurde. Als «Thomasmehl» erfreute sich dieser erste reine Kunstdünger bei den Bauern grosser Beliebtheit. Im allgemeinen waren aber die Kunst- und Handelsdünger so teuer, dass nur grosse Betriebe sie einsetzen konnten.

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