Wochenschau 12: Sechseläuten


        



Das Sechseläuten im 19. Jahrhundert

Am interessantesten ist die Geschichte des Sechseläutens im 19. Jahrhundert, weil sie im Einklang mit dem Zeitgeist den gesellschaftlichen Wandel widerspiegelt. Zudem stand das Sechseläuten ähnlich wie die organisierte Fastnacht unter einem Motto oder Sujet.

läuten auf dem bürkliplatz

Zünfte und Bürgertum gestalten das Sechseläuten
Die Zünfte erlitten mit der Revolution von 1798 einen enormen Machtverlust. Die Mediationsverfassung von 1803 billigt ihnen zwar erneut politische Funktionen als  Wahlkollegium zu. Diese gingen aber allesamt 1831 auf Kantonsebene und 1866 auf Gemeindeebene wieder verloren. Als Kompensation dafür wandten sie sich neuen Aufgaben zu. Als erste veranstalteten die Meisen- und die Saffranzunft kleine Abendumzüge. Diese hatten eher nostalgischen Charakter.


Geld und Geist
Das aufstrebende Bürgertum, das im 19. Jahrhundert im Zuge der Industrialisierung einen sozialen Aufstieg erlebte, drängte in die Zünfte, die statt Schuster, Färber und Krämer immer mehr Bankiers, Unternehmer, Kaufleute und Techniker in ihren Reihen aufnahmen. Das Sechseläuten erscheint deshalb dynamischer, weltoffener, von «Geld und Geist» geprägt.

schneemann
Illustration: Andrea Caprez

Von der Fastnachtsfigur zum Schneemann
Das Verbrennen des Böögs war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Quartiersache der Jugendlichen. Von 1866 an organisierte auch die  Nachbarschaft zum Kratz Feuer und Umzug. Verbrannt wurden nicht Schneemänner, sondern Puppen, die Missliebiges symbolisierten, zum Beispiel zur Zeit des Deutsch-Französischen Kriegs den Kriegsgott Mars und einige Jahre später die «Wirtschaftskrise». Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verschwanden die Quartier-Sechseläuten, die Zünfte gewannen das Monopol, das Sechseläuten organisieren zu dürfen. Seit 1902 erscheint der Böög als harmloser Schneemann.

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