Feuerthalen


Feuerthalen

Feuerthalen (links der Brücke) liegt auf der südlichen Seite des Rheins unmittelbar bei Schaffhausen.

Auszug aus dem Historischen Lexikon der Schweiz, noch unveröffentlicht (Verfasser Martin Illi):

Feuerthalen, polit. Gem. ZH, Bez. Andelfingen. Linksufriger Brückenkopf von Schaffhausen, mit dem Dorf (Zivilgem. bis 1947) Langwiesen. «876 Langewisa»; «1318 Fuirtal an dem Rine» (in Schaffhauser Urk. auch ohne Ortsnamen «enhalbs Rhins»).

Anders als Langwiesen war F. späte Gründung an der Rheinfurt bei Schaffhausen. Erster Brückenschlag vor 1259. Neukonstruktionen 1480, 1550-1611, 1759 (Hans Ulrich Grubenmann, 1799 kriegszerstört), 1805 (Andreas Widmer) sowie neuerdings 1965. Die ganze Brücke mit Torturm (1847 abgebrochen) gehört zu Schaffhausen (Grenzstreitigkeiten 1470, 1555 und noch 1895). F. zählte zur Herrschaft Laufen (seit 1452 hochgerichtlich, 1544 auch niedergerichtlich zu Zürich). F. war in Laufen kirchgenössig. 1390 wird die Kapelle St. Leonhard erwähnt, in der aber Geistliche der Schaffhauser Pfarrkirche die Messe lasen. 1581 durften die Anwohner von F. in Schaffhausen die Predigt besuchen, für die Sakramente blieb weiterhin Laufen zuständig. 1630 wurde die Kapelle F. instandgestellt, seit 1675 Kirchgem. F. mit Langwiesen. 1966 katholische Kirche. Schon im 15. Jahrhundert weisen die Steuerbücher einen «Ehgrabenrumer» (Kloakenreiniger) sowie in den Weinbergen der Stadtbürger arbeitende «Rebleute» aus, was den Vorstadtcharakter von F. unterstreicht.

Auch die ökonomischen Tabellen von 1771 und noch die Volkszählung von 1850 belegen, dass die vorindustrielle Wirtschaft nicht agrarisch, sondern gewerblich geprägt war. Allerdings wachte die Stadt Schaffhausen darüber, dass ihre Monopole in Gewerbe, Handel, Transport und Fischerei nicht geschmälert wurden. Zürich setzte sich nur bedingt für seine Landleute ein, um nicht den Zerfall der eigenen Gewerbehoheit zu präjudizieren. Obwohl nur in Besitz von sehr beschränkten Marktrechten, nützten die Leute von F. und Zuzüger geschickt die Nischen aus, die das Zunftrecht von Schaffhausen offen liess. F. wurde so eine «innovative Grauzone» (Posamentenweberei, Färberei, Strumpfweberei) und fügte sich nach 1800 rasch in den Wirtschaftsraum Schaffhausen ein. 1839 Kunststrasse nach Andelfingen. 1870 Schiffswerft Langwiesen. 1895 Eisenbahnverbindung von Schaffhausen nach Stein am Rhein. Unternehmen in F: 1837 Schlauchweberei Marty, 1865 Carl Th. Amsler (Feuerlöschgeräte, ab 1909 Fahrräder und Motorfahrräder), 1968 Übersiedlung einer Fabrik für Fachkameras (Sinar) von Schaffhausen nach F. Erwerbstätige 1985: 2% im 1., 46 % im 2. und 52 % im 3. Sektor, 55 % Zupendler. 1980 76% Wegpendler. Die Siedlungserweiterung im 20. Jahrhundert erfolgte auf den höher gelegenen Cholfirstterrassen, während der Kern am Brückenkopf in den sechziger Jahren seine zentralen Funktionen verlor, bedingt durch veränderte Einkaufsgewohnheiten und durch die Konkurrenz des nahen Stadtzentrums.

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